Dialog (german – english translation is coming soon)

Dialog

Und sie fühlte die Stille um sich herum.

War es das, Erleuchtung? Tausende Gesichter, Gestalten, Gedanken und Gefühle?

Sie erinnerte sich kaum, wie sie hierher kam. Waren da nicht ihre Fragen gewesen, was das Leben leben heißt? Und dann der Impuls, die Antwort tief in sich zu suchen? Merkwürdig, als sie in sich schaute, sah sie diesen Tunnel aus Licht: ein Gedanke, und plötzlich war sie mittendrin.

Das Licht, das sie umhüllte, ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit – und sie sah das Licht am Grund – seltsam bewegtes Licht, das sie anzog.

So ließ sie sich ein, sank tiefer in sich hinein und sah verwundert um sich herum diese vielen Gesichter, Gestalten, Möglichkeiten.

Ohne zu wissen, fast ohne wollen, hielt sie an, näherte sich einem Gesicht, sah hinein und war wie durch Zauberhand in dem Gesicht, in dem Leben, ja, ein Leben, das zu ihr gehörte.

Verwundert nahm sie es an, nahm teil, lebte, erlebte, berührte und ließ los.

So nahmen die Gesichter sie in Bann, jedes besonders auf seine Art, lieb und schön, licht, dunkel, voller Liebe, voller Schrecken, und was sie auch sah, die Erinnerung war stets die eigen.

Wie in einem Bann kehrte sie immer wieder in dieses Licht zurück, das sie beruhigte, tröstete, das sie zu ihrem Ziel gemacht hatte.

Tausend und abertausend Gesichter, Schicksale und es nahm kein Ende.

Ganz allmählich kam sie dem Licht näher, dem Licht im Zentrum ihres Sein. Sie fühlte, sah, spürte, wie sich etwas aus dem Licht näherte -. ein Kind!

Sie sah es, wunderbar, durchscheinend, strahlend, und eine Frage erstellte sich in ihr. „Wer bist du?“ – Und das Kind antwortete. „Ich bin du!“.

„Kann das sein? Wieso, warum? Woher kommst du, was willst du?“

Und das Kind antwortete „Warum fragst du? Kennst du mich nicht“ Ich bin dein Anfang und du bist mein Ende. Aus Licht geboren bin ich der Anfang deiner Wanderung.“

Sie fühlte sich unsicher. Was war das? War sie nicht eine erwachsene Frau, die schon viel erlebt und gelebt hatte? Warum fand sie in sich – in sich selbst – eine solche Kraft, eine so unerwartete Begegnung – was sollte das – ich bin dein Anfang und du mein Ende?

„Was meinst du damit?“ Und das Kind, strahlend schwebend im Licht tief in ihr antwortete: „Ich bin du vor langer Zeit, so, wie du selbst aus dem Göttlichen geboren wurdest.“ „Göttlich?“ fragte sie. „Wo warst du in all diesen Zeiten? Ich habe soviel gesehen, es tut mir weh! Wo warst du? Ich habe dich gebraucht!“.

„Ich war immer in dir, bei dir.“ „Ich kann es nicht glauben, ich war so oft allein – und viele Dinge, die ich gesehen habe, machen mir Angst – furchtbare Angst.“

„Ist es das, was du hast, nur Angst?“

„Nein,“ sagte sie „zwischendurch sah ich auch Licht, aber die Angst, sie war so groß.“

„So groß? Wovor hattest du Angst?“ Und sie fühlte, wie sich etwas in Ihr

befreite. „Vor mir selbst, ich sah mich selbst, wie ich furchtbare Dinge tat Was soll ich tun? War ich es wirklich, war ich wirklich so schrecklich? Warum?“

Fast wie schwerelos kam das Kind näher. „Fürchte dich nicht, du bist zu mir gekommen. Schau dich an – du bist eine Seele auf ihrer Reise. Was du berührst hast du selber gewählt. Es gehört zu dir.“

„Wie kann das sein, so viel Freude, so viel Leid?“

„Du bist gekommen, dich zu entfalten, ganz und gar mit all den Möglichkeiten, die du hast.“

 

Copyright Michael Reid 2010

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